Aus den Leben eines Computersüchtigen:
Es ist morgens ich wache auf, aber ausgeschlafen bin ich nicht. Wie auch, ich habe letzte Nacht wieder kein Auge zugemacht, sondern mich wie immer vorm Computer gesetzt.
Stundelanges wie wild in die Tastatur klicken, das Geräusch wenn eine Tastatur klappert macht mich schon unruhig, stur in den Bildschirm starren und die Umwelt vergessen, ja genau das ist meine Welt. Die normale Welt die ich nur noch als „Real World“ bezeichne ist für mich nicht mehr real, vielmehr ist sie für mich nur noch ein Ort an den ich mich unwohl fühle. In den letzen Jahren wurde mein Computer immer mehr wie ein Baby für mich. Ich muss auf ihn aufpassen, ihn beschützen, keiner darf ihn was zu leide tun.
Doch in einer dieser Nächte an denen ich wieder am Computer hockte fragte ich mich ob das alles ist was ich mein ganzes Leben lang machen will. Der Wille war da, wieder ins „Real Life“ zurück zu kehren, aber wie?
Ich versuchte in der früh an meinen Computer vorbeizugehen, zwecklos, er zog mich magisch an und ich konnte doch mein Baby nicht einfach alleine lassen. So ging es Tage lang, ich versuchte alte Freunde zu erreichen, doch diese schienen kein Interesse mehr an mir zu haben, also was blieb mir schon anderes übrig als mich um mein Baby zu kümmern, es zu pflegen.
Ich starte weiter stetig mit einem leeren Blick in den Monitor und überlegte was mit mir los sei, bin ich ein Versager, bin ich ein Loser wie mich einige in der wahren Welt nannten, ein Kellerkind, ein Nichtsnutz? Ich versuchte mir einzureden, dass ich ein ganz normaler Junge bin und dass es in meiner Generation normal sei, sein Leben vorm Computer zu verbringen.
Mir wurde einige Wochen und Nächte später klar, das ich es nicht schaffe von Computer loszukommen und auch wieder Fuß zu fassen im wahren Leben. Ich wollte das Leben nicht aufgeben das ich mir im Internet aufgebaut hatte, hier war ich jemand, hier kannten mich welche. Doch ich beschloss mein echtes Leben wieder zu leben. Dieser Schritt viel mir nicht leicht, alles aufzugeben was für das ich so viel Zeit investiert habe. Aber ich schaffte es alleine nicht mich von meiner Sucht zu befreien. Ja ich habe eingesehen dass ich süchtig bin, genauso wie ein Drogenabhängiger jeden Tag sein Zeug braucht, brauche ich mein Baby.
Ich beschloss mir professionelle Hilfe zu suchen. Wo fand ich Sie? Natürlich im Internet, in einen Selbsthilfe Forum für Computer süchtige. Dort wollte man mir einreden ich solle ganz auf den Computer verzichten, nur das konnte ich nicht, es war einfach nicht möglich, es ist wie eine Verbindung zwischen mir und meinen Baby und die wollte ich nicht so leicht aufgeben. Wochen und unzählige Posts im Forum später musste ich einfach laut lachen, ein Computersüchtiger sucht Hilfe im Internet, das ist so als wenn ein Drogenabhängiger versucht Clean zu werden am Bahnhof. Welch eine Anekdote.
Ich wusste es gibt nur eine Chance es endgültig zu schaffen, eine Therapie in der „Real World“.
Also nach einigen Vorgesprächen war es dann so weit, ich musste meine Koffer packen, und mein Baby alleine lassen. Doch ein Teil von ihr war bei mir dabei, ich habe ihre Festplatte, ihr Herz mitgenommen, das ich sie nicht vergesse.
Dort angekommen ging es los, Gruppen Gespräche, Einzel Gespräche, ich fragte mich manchmal echt, wenn ich hier rauskomme, bin ich vielleicht nicht mehr Computer süchtig, aber ein Verrückter. Nach drei Monaten Therapie fühlte ich mich gut wie noch nie. Mein Selbstbewusstsein war gestiegen, dank auch meiner neuen Freundin die ich in der Therapie kennen lernen durfte, ich war bereit für mein neues Leben. Mein Baby gibt’s immer noch, doch sie wird nicht mehr angemacht, zumindest zurzeit noch nicht.